Gottfried von Einem (1918-1996):

Prinzessin Turandot

Allgemeine Angaben zum Ballett

Entstehungszeit: 1944
Uraufführung: 5. Februar 1944 an der Dresdner Staatsoper
Besetzung: Orchester (3/2/2/2 - 4/3/3/1 - Pk., Schl. - Hf. - Str.)
Spieldauer: ca. 50 Minuten
Erstdruck: Berlin: Bote & Bock
Opus: op. 1

Zum Ballett

Art: Ballett in zwei Bildern
Libretto: Luigi Malipiero
Ort: Peking
Zeit: etwa 15. Jahrhundert n.Chr.

Personen der Handlung

Turandot: chinesische Prinzessin
Kalaf: Prinz von Astrachan
Altoum: Kaiser von China
Weitere: Rätselfiguren (Der Tod, Die Narrheit, 2 Krieger, 2 Liebespaare), Höflinge, Diener, Henker, Volk und der Prinz von Samarkand

Handlung

Der Kaiser von China wird mit seiner Tochter nicht fertig. Er ist dagegen, dass sie ständig mutige Männer hinrichten lässt, weil sie an einem Intelligenztest scheitern. Turandot sieht ungewöhnlich gut aus, will
aber keinen Mann näher als 60 cm an sich heranlassen. Die Ursachen müssten durch einen Psychoanalytiker erkundet werden. Die Grausame ist gewiss therapierbar. Kalaf schafft es, aber davon später.

Viele Männer würden die Thronfolgerin gern ehelichen und reichen ihre Bewerbung ein. Turandot muss eine Auslese treffen und hat sich ein Prinzip ausgedacht. Jedem Kandidaten gibt sie drei Rätsel auf. Wer die Quizfragen - visuell durch ein Ballett dargestellt - nicht lösen kann, muss sterben. Ist es Wahnsinn auch, so hat es doch Methode. Es sind hauptsächlich törichte Männer, wie der Prinz von Samarkand, die sich auf ein solch fragwürdiges Ratequiz einlassen. Andererseits muss man Turandot auch verstehen, wie soll sie sich anders der zahlreichen Schmeißfliegen erwehren, die von ihr Besitz ergreifen wollen. Die Köpfe der Gescheiterten werden auf Pfähle gesteckt und zur Warnung an der Stadtmauer ausgestellt. Wegen des Verwesungsprozesses wäre ohne Namensschildchen bald niemand mehr zu identifizieren.

Mittwochs ist immer Rätseltag. Die Mandarine sind versammelt, und Turandot sowie der Herr über zehntausend Jahre haben auf ihren Thronsesseln Platz genommen. Der Prinz aus Astrachan hatte seine Bewerbungsunterlagen der kaiserlichen Kanzlei vorgelegt, und nun ist es an ihm zu beweisen, dass die Weisheit auf seiner Seite ist. Ein paar Körnchen dürften da nicht ausreichen, denn die kluge Prinzessin erwartet einen ebenbürtigen Partner. Eigentlich will sie überhaut keinen, weil sie sich fürchtet und immer daran denken muss, wie es ihrer Urahnin in den Mauern von Peking ergangen ist.

Die Ballettgruppe tritt auf und interpretiert durch Pose und Mimik in drei Durchmärschen die Fragen der kaiserlichen Prinzessin. Die Hochschulen von Astrachan haben Weltklasseniveau, und Kalaf hat in seiner Studentenzeit gut aufgepasst, obwohl er das als Prinz gar nicht nötig gehabt hätte. Die erste Antwort lautet: Der Tod, die zweite Frage, die sich um das Gaukelspiel des Lebens dreht, beantwortet Kalaf ebenfalls richtig. Die dritte Antwort bezieht sich auf „Die wahre Liebe“.

Heiraten will sie den Prinzen trotz richtiger Antworten nicht und seinen Kosenamen will sie auch nicht wissen, aber ein Pas de deux ist gewährt. Die unmittelbare körperliche Nähe eines intelligenten Mannes verfehlt ihre Wirkung nicht. Liebe und Zärtlichkeit hat er auch im Gepäck. Sie fühlt seine starken Arme und Turandots Widerstand schmilzt wie Schnee in der Sonne.

Der Kaiser ist erleichtert, denn die Thronfolge scheint nun gesichert. Turandot wirkt glücklich, und die Henkersmahlzeiten werden reduziert. Die Mandarine tanzen fröhlich ins Finale.


Letzte Änderung am 31.7.2022
Beitrag von Engelbert Hellen