Daniel-François-Esprit Auber (1782-1871):

Marco Spada ou La Fille du Bandit

deutsch Marco Spada oder Die Tochter des Räuberhauptmanns

Allgemeine Angaben zum Ballett

Uraufführung: 1. April 1857, Opéra Paris
Bemerkung: Dem Ballett MARCO SPADA ging die Oper gleichen Namens voraus. Daniel-François-Esprit Auber entschied sich jedoch, in dem Ballett nicht die Musik der Oper zu verwenden, sondern entnahm Proben aus fast allen seinen Werken, um daraus einen Potpourri zusammenzustellen.

Für eine szenische Aufführung werden zwei Ballerinen benötigt, die sich mit ihren Talenten gegenseitig ergänzen. In der Uraufführung rivalisierten Carolina Rosati und Amalia Ferraris, unterschiedlich in Stil Mimik und Temperament. Die Vorbereitungen zur Premiere wurden von Zwischenfällen und Pannen begleitet.

Zum Ballett

Art: Ballettpantomime in drei Akten und sechs Szenen
Libretto: Eugène Scribe
Ort: Italien
Zeit: 18. Jahrhundert

Personen der Handlung

Marco Spada: Räuberhauptmann
Angela: seine Tochter
Statthalter von Rom
Marchesa Sampietri
Pepinelli: Dragonerhauptmann
Graf Frederici
Weitere: Räuber und Dragoner

Handlung

1. Akt:

Gewitter und Sturm ist niemand gern ausgeliefert. Trotzdem sollte man nicht schutzsuchend ins erstbeste Haus flüchten, weil das zu bösen Überraschungen führen kann. Die hohe Aristokratie bildet sich ein, überall gern gesehen zu sein. Der Statthalter von Rom, die Marchesa Sampietri und der Dragonerhauptmann Pepinelli machen gegenteilige Erfahrungen. Man will sie sogar umbringen, denn sie haben irrtümlich das Versteck eines Räuberhauptmanns als Zufluchtsstätte gewählt. Marco Spada ist von Natur aus edel und in einer Anwandlung von Großzügigkeit verbietet er seinen Leuten, den Herrschaften ein Härchen zu krümmen. Unendlich dankbar laden diese den Unerkannten mit seiner Tochter Angela für den folgenden Tag zu einem Ball in den Gouverneurspalast ein.

2. Akt:

Man verliebt sich oder man trifft sich wieder! Aus früheren Zeiten kannte Angela, die Tochter des Räuberhauptmanns, den Grafen Federici bereits. Dieser liebt jetzt die Marchesa Sampietri, besinnt sich jedoch anders, als er Angela wiedersieht. Die alte Leidenschaft flammt bei Federici auf, aber Angela hasst die Sesshaftigkeit, will frei sein und zieht ein ungebundenes Leben unter Räubern vor. Aus Trotz will der Graf die Marchesa nun unverzüglich heiraten, damit die hochmütige Angela sieht, dass sie so begehrt, wie sie sich das einbildet, nun auch wieder nicht ist.

Zur Hochzeit kommt es nicht, denn die Räuberbande hat ausspioniert, wo ihr Hauptmann sich am Abend vergnügt. Mit all ihren Juwelen wird die Marchesa gekidnappt. Pepinelli freut sich, dass die Hochzeit aus dem Programm genommen wird, denn er ist in die Marchesa Sampietri unsterblich verliebt und kann ohne sie nicht sein. Er versteckt sich in einem großen Korb, der eigentlich für schmutzige Wäsche gedacht ist, als die Banditen das Boudoir seiner Angebeteten stürmen. Wegen des erheblichen Gewichtes vermuten die Strolche, dass Edelmetall in dem Korb gehortet wird und nehmen ihn mit in ihre Räuberhöhle.

3. Akt:

In ihren Unterschlupf zurückgekehrt, klärt sich der Irrtum schnell auf. Warum sollte ein Räuberhauptmann, ähnlich wie ein Schiffskapitän nicht auch eine Ehe einsegnen können. Wichtig ist letztendlich doch das Zusammengehörigkeitsgefühl - und Pepinelli und die Marchesa haben sich gefunden. Der lieben Angela, die nur so tut, als ob sie für Federici keine Zuneigung mehr hege, hat Marco Spada die Rivalin vom Hals geschafft. In Wirklichkeit denkt die Tochter des Ganoven, sie sei als Gemahlin für einen Grafen nicht standesgemäß und befürchtet zusätzlich, dass der Herr Graf sich dem Räuberleben nicht anpassen kann.

Die Dragoner haben die Verfolgung aufgenommen. Es kommt zu einem Gefecht, bei dem der edle Marco Spada tödlich verwundet wird. Bevor er sein unstetes Leben aushaucht, verkündet er, dass Angela nicht seine Tochter ist. In ihrer Kindheit von Räubern entführt, ist sie in Wahrheit eine Dame von Geblüt. Ihrem Glück, dem Grafen eine standesgemäße Gattin zu werden, steht kein Hindernis entgegen, wenn sie damit aufhört, sich wie eine Räuberbraut aufzuführen.


Letzte Änderung am 12.6.2006
Beitrag von Engelbert Hellen