John Antill (1904-1986):

Corroboree

Allgemeine Angaben zum Ballett

Uraufführung: 3. Juli 1950 in Sydney (National-Ballet Company, Sydney Symphony Orchestra unter der Leitung des Komponisten, Choreographie: Rex Reid, Design: William Constable)
Spieldauer: ca. 50 Minuten

Zum Ballett

Art: Tanzzeremonie
Ort: Australien, im Freien unter sternklarem Himmel, der Mond geht auf

Personen der Handlung

Stammeshäuptling
Medizinmann
Kängruhumann
Froschmann
Fischmann
Schlangenmann
Weitere: Gruppen: Witchetty Gruppe, Gruppe der Emu Totem, Gruppe der Hakea Flower Totem, Thippa Thippa Volk, Bell Bird Volk

Handlung

Erstes Bild (Willkommens-Zeremonie):
Die wartenden Tänzer sind mit brillanten Farben bemalt. Sie tragen Kostüme aus Blättern, Federn und Häuten. Die Musik beginnt. Die Gruppe der Witchetty und Mitglieder des Emu Totems eröffnen den Tanz. Sie imitieren Vögel und Tiere. Der Häuptling erscheint, und der Medizinmann beschäftigt sich mit seiner Magie.

Zweites Bild (Tanz zum Lob des Abendsterns):
Der Abendstern geht auf. Die Thippa Thippa und das Bell Bird Volk begrüßen ihn feierlich.

Drittes Bild (Regentanz):
Der Froschmann und der Fischmann singen, damit der Regen das Wasserloch füllen soll.

Viertes Bild (Geist des Windes):
Die Männer des Schlangen-Totems treten auf und imitieren das Heulen der Naturgewalten.

Fünftes Bild (Ehrung der aufgehenden Sonne):
Der Känguruhmann kommt und tanzt, den Blick erhoben zur lebenserneuernden Sonne.

Sechstes Bild (Der Morgenstern-Tanz):
Männer des Hakea-Flower-Totems beschwichtigen die Elemente.

Siebtes Bild (Prozession des Totems und Zeremonie des Feuers-Auslöschens):
Das Correborree steigert sich dem Höhepunkt entgegen. Der Auferstehung des Totems folgt die Prozession der Embleme. Das Klopfen der Schlagstöcke, die Masse der sich windenden Leiber und das Geheul führen zur Ekstase. Die Aufführung endet in Turbulenz und Erschöpfung.

Beschreibung

Mit neun Jahren hatte John Antill die Gelegenheit, im Reservat einen durch die Luft sausenden Bumerang zu erleben und einige Zeit später einer Corroboree zuzuschauen. Die Begebenheit strahlte eine Faszination aus, die ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen sollte. Als Komponist schuf er später eine Reihe von Werken, die Leben und Tradition der Ureinwohner zum Thema hatten, um das Erlebte zu verarbeiten.

Bevor Corroboree als Ballett aufgeführt wurde, hielt es als Suite (zusammengestellt aus den Bildern Nr. 1, 2, 3 und 7) am 17. August 1946 in Sydney Einzug in den Konzertsaal. Außerhalb Australiens gab es Aufführungen in London, Cincinatti und Berlin. Königin Elisabeth und der Herzog von Edinburg waren zu Gast bei einer Aufführung des vollständigen Balletts anlässlich ihres Besuches im Jahre 1954.

Der namhafte Dirigent und Komponist Eugene Goossens nahm sich der Musik Antills in besonderem Maße an und urteilte über ihn: "John Antills Corroboree ist meiner Meinung das signifikanteste Werk aus der Feder eines australischen Komponisten der Gegenwart, von dem ich das Privileg hatte, es aufzuführen zu dürfen."

Ein Kennzeichen des Lebens der australischen Aborigines ist die Tanzzeremonie, bekannt als Corroboree. Der Aborigine ist ein Meister von Täuschung und Clownerie, Eigenschaften die er in das Corroboree durch die realistischen Nachahmung von Tieren, Menschen und Begebenheiten mit einbringt. Jeder im Camp darf mitmachen, aber allgemein kann man sagen, dass der Tanz sich auf die Männer beschränkt. Meistens findet die Aufführung nach Sonnenuntergang statt, denn die Glut des Lagerfeuers verschafft die besseren Effekte und verursacht die größere Erregung.

Es spielt eine Kapelle, die Musikinstrumente sind aus einfachen Mitteln zusammengestellt. Stöcke die gegeneinander geschlagen werden, mit Tierhäuten bespannte Trommeln, ein ausgehöhlter Ast, die sogenannte Ilpira, in welche gesummt oder gesungen wird, wobei eine besondere Atemtechnik erforderlich ist. Die Musik beginnt mit einer hohen Note sinkt um ein Oktave tiefer, um sich wie eine Wasserorgel immer wieder aufzurichten. Dazu wird ein Gesang von Männern und Frauen angestimmt, die am Tanz selbst nicht teilnehmen. Manche Lieder haben 50 bis 100 Verse, welche Traumgeschichten behandeln, die durch unzählige Generationen weitergetragen wurden. Das tragende Element sind jedoch die Instrumente und der Tanz, imitieren sie doch den täglichen Ablauf des Lebens bei der Jagd nach Nahrung.

Das Didgeridoo hat eine jahrtausendealte Entwicklung durchgemacht, gilt aber eher als "modernes" Instrument und wird eingesetzt bei Amusements, wenn das Corroboree nicht mehr spontan, sondern kalkuliert ist und Touristen zuschauen dürfen. Diese Form nennt man "Playabut", eine Verballhornung des aboriginalen Wortes "quabara".


Letzte Änderung am 7.8.2005
Beitrag von Engelbert Hellen