Luigi Nono (1924-1990):

Der rote Mantel

Allgemeine Angaben zum Ballett

Entstehungszeit: 1954
Uraufführung: 20. September 1954 in Berlin (Städtische Oper)
Choreographie: Tatja Gsovsky
Ausstattung: Jean Pierre Ponelle
Ausführende: Gisela Deege, Erwin Bredow, Lilo Herberth, Gerd Heruth
Besetzung: Sopran, Bariton, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 35 Minuten
Erstdruck: Schott (Leihmaterial)

Zum Ballett

Art: Ballett in drei Akten
Libretto: Tatjana Gsovsky in Anlehnung an "In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa" von Federico García Lorca
Ort: Spanien
Zeit: 18. Jahrhundert

Personen der Handlung

Don Perlimplin: ein Mann in den besten Jahren
Marcolfa: seine dominante Haushälterin
Belisa: eine törichte gutaussehende junge Dame
Weitere: Belisas Mutter, Erscheinung eines Zentaurus, Erscheinung eines Jünglings, zwei Artisten

Handlung

1. Akt:

Don Perlimplin ist bereits leicht ergraut, und seine Haare sind längst nicht mehr so füllig wie früher. Trotzdem verliebt er sich in die schöne Belisa, die mit ihrer Mutter in der Nachbarschaft wohnt. Bei dem Abenteuer hat er allerdings mehr Angst als Vaterlandsliebe und Marcolfa, seine Haushälterin, muss ihn anschieben. Es geht alles recht schnell; man kennt sich kaum, und schon wird die Hochzeit vorbereitet. Ratlos und mit seinen emotionalen Empfindungen völlig allein gelassen, drückt er diese am Abend vor der Hochzeit in einem linkischen tänzerischen Solo aus.

2. Akt:

Die Trauung findet am folgenden Tag statt, und der Bräutigam ist so schüchtern, dass Marcolfa ihm zeigen muss, wo im Brautgemach das Bett steht. Belisa hat keine Lust, mit ihrem neuen Bettgefährten etwas Abenteuerliches zu beginnen und dreht sich, Müdigkeit vortäuschend, auf die Seite. Seltsame Träume hat das Mädchen. Ein Zentaurus kommt angetrabt und scheint etwas von ihr zu wollen. Der Fixierten ist das Wesen suspekt, und sie schlägt es in die Flucht. Dann nähert sich ein schöner Jüngling, der Belisa an der Hand nimmt und zu einer weißen Leiter führt. Zwei Akrobaten stehen auf der Leiter und machen Kunststückchen. Schließlich wird sie von einem der beiden erstochen - mehr hat sie von dem Traum nicht behalten, passiert sind in der Realität aber ganz andere Sachen.
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Don Perlimplin stellt fest, dass alle Türen zur Terrasse offen stehen, als ob zu nächtlicher Zeit Besuch von mehreren Leuten im Hause gewesen wäre. Er begreift, wenn auch langsam, dass eine Heirat nicht gleichzeitig auch Lebensglück bedeuten muss und mit erheblichem Stress verbunden sein kann.

3. Akt:

Am folgenden Tag schreibt Perlimplin – pantomimisch dargestellt – einen Brief an seine Frau und lässt ihn durch Marcolfa überreichen. Er selbst hüllt sich in einen weiten roten Mantel und geht damit draußen vor Belisas Fenster auf und ab, in Gebärdensprache übertrieben einen Torero mimend. Belisa erscheint am Fenster, erkennt ihren Gatten nicht und wirft ihm, auf sein Theater eingehend, eine Blume zu. Sie mutmaßt Leidenschaft, die der Untenstehende für ihre Person empfindet, verlässt das Haus und rennt quer durch den Garten auf den unbekannten Verehrer zu. Hinter einem Busch hat Don Perlimplin den roten Mantel abgeworfen und versperrt ihr den Weg. Belisa ist empört und weist seinen Versuch, sie zu umarmen, zurück. Noch zweimal wiederholt sich das Spielchen, und Belisa begreift nicht, dass der Torero und ihr Mann die gleiche Person sind. Sie wirft sich störrisch auf den Boden und gesteht ihrem Mann, dass sie den Unbekannten begehrt und zu ihrem Liebhaber machen möchte. Don Perlimplin holt einen Dolch hervor und tut so, als ob er eifersüchtig sei. Mit der gezückten Waffe stürzt er dem Rivalen hinterher. Belisas Hilferufe kommen zu spät. Don Perlimplin hat sich den Dolch ins Herz gestoßen und fällt von dem roten Mantel umhüllt in Belisas Arme. Belisa legt sich gemächlich den blutbespritzten Mantel um die Schultern und geht ins Haus.


Letzte Änderung am 11.6.2007
Veröffentlichung mit Zustimmung von musirony