Jules Massenet (1842-1912):

Le Cid

deutsch Der Cid / englisch The Cid

Allgemeine Angaben zum Ballett

Entstehungszeit: 1885
Uraufführung: 30. November 1885 in Paris (Opéra)
Besetzung: Orchester
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Erstdruck: Paris: Heugel & Cie., 1893 ?
Verlag: New York: Edwin F. Kalmus, 196x,
San Juan Capistrano: Klavier Records International, 1996

Zum Ballett

Art: Ballettmusik in sieben Bildern als Einlage zum zweiten Akt des gleichnamigen Musikdramas nach einer Tragödie von Pierre Corneille
Libretto: Jules Massenet

Beschreibung

Zu einer Hochzeitsfeier in einem kleinen dörflichen Lokal hörte Jules Massenet die von zwei Flöten und einer Gitarre vorgetragene spanische Volksweise, die den Auftakt zu seiner Ballettmusik für die Oper „Le Cid“ bieten sollte. Das Volumen des Balletts von sieben Bildern besteht aus Charaktertänzen, die einzelnen spanischen Regionen zugeordnet werden. Es sind Kastilien, Andalusien, Aragonien, Katalonien, Madrid und das baskische Navarra. Die Aubade ist keine Region, sondern ein Morgenständchen, welches als viertes Bild zwischengeschaltet wird.

Die Idee, spanische Regionen musikalisch zu beschreiben, ist nicht neu. Gerade die Franzosen hatten eine Vorliebe für den Teil Europas, der durch die Pyrenäen von ihrem Land abgetrennt ist. Rodrigo de Bivar ist der legendäre spanische Heros aus dem zwölften Jahrhundert, dem die Araber den Ehrennamen „El Cid“ zuteilten und den Pierre Corneille (1606-1684) zum Helden seines Dramas wählte.

Die Grand Opéra bedingte zur Aufführung eines pompösen Musikdramas kategorisch ein Ballett. Massenet trug der Gepflogenheit Rechnung und platzierte die instrumentale Einlage an den Beginn des zweiten Bildes im zweiten Akt. Die Handlung spielt in den Gärten vor dem königlichen Palast in Burgos. Das Volk feiert das Frühlingsfest, ist guter Dinge und schaut den Tänzen zu. Die Infantin will glückliche Menschen sehen, sonst ist für sie kein rechter Frühlingstag. Sie teilt Almosen aus und erklärt, dass die Gaben vom lieben Gott kommen. Hallelujah, Hallelujah!

Die Ballettaufführung kann gerade noch zu Ende geführt werden, als Chimene aufgeregt in die Szene platzt und vom König Gerechtigkeit fordert: „Justice! Justice! Justice! On a tué mon père! “ Man hat ihren Vater umgebracht.

Weder dramaturgisch noch musikalisch passt die Ballettkomposition in die Oper. Selbst wenn man zum Auftakt das Kastagnettengeklimper unterbindet, wirkt das Wunschkonzert im Vergleich zur sensiblen Opernpartitur robust. Als selbständiges Ballett, vom Rumpf isoliert, ließe es sich dagegen - durch eine Pause getrennt - erfolgreich mit anderen Einaktern spanischer Inhalte, z.B. mit Manuel de Fallas „La vida breve“, verbinden.


Letzte Änderung am 11.5.2009
Beitrag von Engelbert Hellen